Schweizer Filmpreis 2022: Bester Dokumentarfilm
AKTUELLER KONTEXT OSTROV – 05.03.2021
Der Krieg, den Russland gegen das souveräne und europäische Land Ukraine führt, hat dem Film OSTROV eine zusätzliche und besonders düstere Bedeutung verliehen.
AKTUELLER KONTEXT OSTROV – 05.03.2021
Der Krieg, den Russland gegen das souveräne und europäische Land Ukraine führt, hat unserem Film OSTROV eine zusätzliche und besonders düstere Bedeutung verliehen.
Für uns war die Insel Ostrov eine Metapher für das heutige Russland, das sich nach einer kurzen demokratischen Phase nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, wieder ideologisch isoliert hat. Heute jedoch verwandelt sich Russland in eine Insel, die auf allen Ebenen von der Welt abgeschnitten ist: politisch, wirtschaftlich, kulturell und vor allem moralisch – ein Land, das sich in der Rolle eines Parias wiederfindet, ausgestossen von den sogenannten demokratischen oder zivilisierten Nationen. (oder ausgestossen von beinahe der gesamten Weltgemeinschaft)
In unserem Film OSTROV zeigen wir den Einfluss der aggressiven Propaganda, die die Informationskanäle in Russland beinahe vollständig beherrscht, während es praktisch keine Meinungsfreiheit gibt und unabhängige Medien verboten oder zu «ausländischen Agenten» erklärt werden. Die Einwohner von Ostrov sind daher, wie das gesamte russische Volk, täglich den Lügen einer Propaganda ausgesetzt, die die Ukraine als faschistischen Aggressor darstellt, von dem die russischsprachigen Rebellen im Donbass befreit werden müssen. So wird ein ultranationalistisches Narrativ gesponnen: um den Sieg über den Nationalsozialismus im «Grossen Vaterländischen Krieg», im zweiten Weltkrieg, die Unbesiegbarkeit Russlands, eine starke und mächtige Armee, die durch den Willen von Präsident Putin neu geschaffen wurde. Die Bevölkerung wird mit Hilfe einer Fernsehshow manipuliert, in der Wladimir Putin die Rolle des Retters des russischen Volkes gegenüber dem aggressiven Westen spielt, der seine moralischen Werte verloren hat. Wenn wir naiver Weise dachten, dass die Propaganda in erster Linie dazu dient, die Kontrolle über die einheimische Bevölkerung aufrechtzuerhalten, wie es in allen autoritären Regimen der Fall ist, verstehen wir jetzt, dass es um viel mehr ging: Die russische Bevölkerung wurde psychologisch auf einen echten Krieg vorbereitet, der zwei Flugstunden von uns entfernt stattfindet. Wir haben vielleicht nicht das ganze Ausmass davon verstanden, aber der Film nimmt die Katastrophe vorweg, die sich vor unseren Augen abspielt. In diesem Sinne ist OSTROV, die verlorene Insel wahrhaft vorausschauend.
Svetlana Rodina & Laurent Stoop